Nach ca. zwei Jahren Bauaktivität ist Zeit für ein persönliches Resümee dieses Projekts.
Folgende Zeilen sind meine subjektiven Eindrücke und mit niemanden abgestimmt. Für dadurch hervorgerufenes Unwohlsein oder Schmeicheleien übernehme ich gerne volle Verantwortung.
Vergangene Aktivitäten
Im April 2014 kam in der Facebook Gruppe „Freerider Ulm“ die Frage nach Freiwilligen zum Bau einer MTB-Strecke auf. Thorsten Pelger und ich trafen uns mit Martin Rivoir (DAV-Vorstand) und Initiator Bastian Brockmann im Blausteiner Rathaus um einen Fahrplan zu erarbeiten.
Planung, Baugenehmigung durch Landratsamt, biologisches Gutachten, Pachtverträge mit Grundeigentümer Stadt Blaustein und Steinbruchbetreiber Erdbau Münch, GbR Gründung beider Ulmer DAV-Sektionen als Betreiber der Strecke, Sponsoring durch SWU, Nutzungsregeln, Kontakt zum DIMB und noch vieles mehr wurden bis zum sonntäglichen Spatenstich im August 2014 erarbeitet. Nachdem acht Helfer mit von daheim mitgebrachten Werkzeug an einem Tag nur ca. 10 Metern von Hand geschaufelt hatten, wurde schnell klar, dass man so nie unten ankommen würde. Eine SMS an Martin Rivoir verschaffte uns einen Minibagger am Dienstag, was ein sehr gutes Beispiel für die perfekte Zusammenarbeit mit dem DAV ist! Mit viel Zeit und Herzblut, vielen weiteren Helfern und Bauaktionen, mehreren weiteren Baggeraktionen (teils selber gefahren, teils mit professioneller Hilfe) sind wir schließlich am heutigen Stand mit ca. 80% gebauter Flowline und ca. 70% gebauter Downhillstrecke.
Transparenz
Ich habe mich in meiner Rolle als „Bauleiter“ auch erst finden müssen, vieles ist nicht perfekt gelaufen. Schlussendlich zählt aber das Ergebnis. Auf den aktuellen Stand bin ich, gemessen an den Rahmenbedingungen, sehr stolz!
Weniger Diktat, mehr Basisdemokratie! ist mein Motto, was nicht immer konfliktfrei funktioniert hat. Demokratie ist ja auch nicht immer das Allergelbste vom Ei, siehe Brexit oder AfD… Jedoch bin ich dankbar für jeden Input, beispielsweise ist uns durch die Diskussionen mit den Trailbenutzern und Umfragen in der Facebook Gruppe klarer geworden, was wie gebaut wird.
Team
Das aktuelle Trailteam besteht aus Joshua Haschke (Webseitenbetreuung, fleißiger Mitbauer), Thorsten Pelger & Finn Neumann (Trailarchitekten, Federführung in der Ausgestaltung) und mir (Chef 🙂 ). Wie oben schon bemerkt, hat sich dieses Team durch die Aktivitäten in den letzten zwei Jahren gebildet und war nicht immer so klar definiert. Das muss auch in Zukunft nicht so bleiben. Ich bin gespannt wie sich das Team entwickelt. Ehrenamtliches Engagement in den richtigen Bahnen ist immer willkommen!
Viele Helfer, die sich durch weniger oder mehr Engagement beteiligt haben, haben dieses Projekt erst ermöglicht, an dieser Stelle ein riesengroßes DANKESCHÖN an Alle!
Erwartungen an Mithelfer habe ich wenige, eine davon ist die Erkenntnis, dass Absprünge schärfer machen bzw. Bauen im Allgemeinen nicht alles ist bei diesem Projekt. Eine weitere Erkenntnis ist, dass die (Dreck-) Arbeit nicht immer Spaß macht, aber trotzdem getan werden muss.
Finanzen
Durch Martin Rivoirs und die emsige Arbeit weiterer DAV-Mitarbeiter ist das Projekt in schwarzen Zahlen, einen Riesendank für dieses Engagement! Keiner der Beteiligten bekommt Euros für sein Engagement im Rahmen dieses Projekts, wir arbeiten alle nur für unser Karma und andere glückliche Mountainbiker.
Finanzielle Unterstützung für die anfallenden Kosten (v.a. Baumaterial) erhalten wir direkt und indirekt meines Wissens von:
- SWU
- TRANSPOREON
- Thürheimer
- Erdbau Münch
- Sägewerk Gaiser / Schwenk
- Stadt Blaustein
Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und spiegelt nur meinen persönlichen Wissensstand wieder. Sollte ich jemanden nicht bedacht haben, bitte ich um Verzeihung und gelobe Besserung.
Zu der Höhe der Finanzen möchte ich absichtlich keine Angaben machen. Nur ein Vergleich für die finanzielle Effizienz dieses Projekts: die vergleichbare MTB-Strecke Woodpecker in Stuttgart hat ca. das Achtfache an Euros zur Verwirklichung benötigt, war aber auch schneller fertig.
Minderheiten
Ich bin mir sicher, dass das Projekt mehr zu Freude als zu Ärger animiert. Eines schönen Sonntags im April 2015 habe ich mich komplett demotiviert gefühlt und mich gefragt: warum reiße ich mir eigentlich so den Arsch auf? Ca. 40 grinsende Mountainbiker innerhalb drei Stunden am damaligen Ende der Strecke haben mich dann aus dem Motivationsloch geholt: die durch das Befahren der Strecke er-fahrene Freude ist der beste Lohn für alle Mühen! Lob und Komplimente von Benutzern auf allen Kanälen gehen naturgemäß nicht nur mir runter wie Öl.
Ärger kommt meistens auf, wenn irgendwelche Seggl meinen, unabgestimmt die Strecke verschlimmbessern zu müssen. Kommunikation und Engagement bei den Bauterminen hilft, wir sind wie gesagt offen und können hören. Dadurch wird Vertrauen aufgebaut und bestenfalls können anstehende Arbeiten auch „unbetreut“ gemacht werden. Müll am Trail liegen zu lassen ist einfach unterste Schublade und zeugt von keinem gemeinsamen Grundverständnis. Es wird kein Mitarbeiter des Bauhofs Blaustein oder Ulms den Trail kehren, es sind wir die aufräumen. Wer Müll liegen lässt, schadet nicht nur der Natur sondern verplempert unsere persönliche Freizeit, die dann eben weniger in den Fortschritt des Projekts fließt. Der Müll wächst ja nicht am Trail sondern muss aus irgendwelchen Taschen oder Rucksäcken kommen – genau da muss er auch wieder hin und beim nächsten Mülleimer entsorgt werden. Sachbeschädigungen, Schmierereien auf Sponsorschildern sind auch demotivierend. Wer ein Problem mit Sponsoren hat, muss das mit dem Sponsor ausmachen und nicht auf unserem Rücken und somit dem des Projekts. Gerne sind anstatt (nicht mal hübschen) Grafittis vierstellige Beträge willkommen! Auch gerne Dahingehen wo der Pfeffer wächst, falls dieser Sachverhalt nicht verstanden ist! Eine Anzeige wegen Sachbeschädigung bei der Polizei Blaustein musste leider erstellt werden, sowas nervt extrem! Außerdem ist das Bild der Biker beim Sponsor nicht mehr ganz so rosig.
Nun ja, auch solche Geschichten lassen uns wachsen. In der Hoffnung, dass nur Bruchteile der Trailbenutzer Mist bauen, lassen wir uns nicht aus der Ruhe bringen und schaffen, wenn auch langsamer als in der Anfangszeit, fröhlich weiter.
Zukünftige Aktivitäten
Der Teil vor dem unteren Parkplatz ist aktuelle Baustelle: Bevor die beiden Jumplines gebaggert werden können muss eine aufwendige Entwässerung her. Gespräche laufen…
Ein Element der Downhillstrecke wird eine Dropbatterie als Einstieg in den unteren Bereich.
Bei einem der nächsten Bauterminen wird sie verwirklicht werden.Der Wallride war ein erster Versuch, glücklich bin ich nicht damit. Jedoch ist die Devise „Weiterbauen statt Verbessern“, die nächste Version muss sich daher ein wenig gedulden.
Auch der Uphill im unteren Bereich sowie eine bessere Beschilderung wird entstehen.
Die Idee eines Events ist geboren, mit DAV und Hauptsponsor SWU kommuniziert und erfordert einen Haufen Arbeit. Ideen und Termine gibt es. Wer noch mehr Ideen hat und sich beteiligen will meldet sich am besten per Mail an info@swu-trail-blaustein.de.
Vorgespräche zu einem Pumptrack mit der Stadt Blaustein und der Stadt Ulm sind geführt. Zwischen oberem Parkplatz und Traileinstieg wird das Teil entstehen. Da hier viele Akteure beteiligt sind, ist eine Prognose der Fertigstellung nicht seriös.
Danke fürs Lesen, viel Freude an unserem Sport, allzeit knitterfreie Fahrt und beste Grüsse!
Max Kähny
Gratulation und Hut ab vor Eurem Engagement!
Es zeigt sich wieder mal, dass auch wir Mountainbiker etwas schaffen und voranbringen können, wenn sie sich organisieren und Allianzen schmieden.
Wünsche Euch weiterhin viel Erfolg.
Carsten Schymik
Sprecher der DIMB IG Ostwürttemberg